Presseartikel

aus dem Garmisch-Partenkirchner Tagblatt:


14.11.2003: "Der Anfang vom Ende"
"Phantastische Gesellschaft" widmet sich Michael Ende und seinem Werk

Garmisch-Partenkirchen - Der Anfang vom Ende spielte mitten in Garmisch-Partenkirchen. Hierher verschlug es den Künstler Edgar Ende auf der Suche nach seiner großen Liebe. Die ursprüngliche Dame seines Herzens vergaß der surrealistische Künstler allerdings ziemlich schnell, nachdem ihm Luise Bartholomä bei heftigem Regen Schutz in ihrem Preziosengeschäft im Bunten Haus gewährte. Die beiden verliebten sich, heirateten und bekamen am 12. November 1929 ihren Sohn Michael. "Diese Geschichte hat er oft erzählt", erinnert sich Roman Hocke, Lektor, Wegbegleiter, guter Freund und Adoptivsohn des 1995 verstorbenen Schriftstellers.

"Ein großer Sohn des Ortes"

Aber nicht nur die Romanze seiner Eltern band den Autor von "Momo", "Jim Knopf" und "Die unendliche Geschichte" an seinen Geburtsort: "Immer wieder ist er hergekommen", erzählt Hocke anlässlich der Gründung der "Phantastischen Gesellschaft". Den Verein habe man gegründet, um Leben sowie Werk von Edgar und Michael Ende zu pflegen, erklärt Vorsitzender Georg Büttel. Außerdem "wollen wir ihre Bindung an Garmisch-Partenkirchen dokumentieren." Diesen Ansatz findet auch Bürgermeister Thomas Schmid, der bei der "Gesellschaft" als sein Stellvertreter fungiert, "ganz hervorragend". Schließlich sei der Schriftsteller "ein großer Sohn des Ortes". Den Verein hier zu installieren, halte er daher für fast natürlich. Den Autor, der wesentlich mehr als die drei Kindertitel geschaffen hat, dadurch noch fester an den Markt zu binden, sei eines der Ziele. Außerdem erhofft sich der Bürgermeister durch den weltbekannten Künstler auch einen positiven Nebeneffekt für den Tourismus - "in Japan gibt es beispielsweise Michael-Ende-Schreine."

Potenzial bisher kaum ausgenutzt

Den "Anfang vom Ende" wollen Büttel und seine Mitstreiter beim Kultursommer 2004 mit einer Ausstellung, Lesungen und - "höchstwahrscheinlich" - dem Kinder-Musical "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" darstellen. Dieses Programm bietet sich an, wäre der Schriftsteller im kommenden Jahr doch 75 Jahre alt geworden. "Wir brauchen immer Jubiläen", meint Wilfried Hiller, der wie Hocke ein künstlerischer Berater des Vereins ist. "Mir liegt sehr viel am Werk von Michael Ende", versichert der Komponist, der unter anderem die Musik zu dessen Theaterstück "Der Goggolori" geschrieben hat. Gerade die späten Arbeiten seines langjährigen Partners könne man bekannter machen.

Das ungeheure Potenzial, im Schaffen von Michael und Edgar Ende, habe man bisher kaum ausgenutzt, sagt Schmid. Die "Phantastische Gesellschaft" will das ändern: "Mich freut, dass dieses Vorhaben jetzt konkret am Ort verankert wird", betont Hocke. ähnlich wie die Kaiserlinde, die der Künstler im August 1990 zum 60-jährigen Bestehen des Garmischer Kurparks gepflanzt hatte. "Alles muss wachsen." Entscheidend sei zu dokumentieren, was seine Welt ausmache, die stark von den Arbeiten Edgar Endes beeinflusst wurde. Groß geworden sei er mit einem Blick in den Himmel, betonte Michael Ende häufig: "Die Bilder des Vaters waren mein Fenster zur Welt."

Von Tanja Brinkmann