Presseartikel

aus dem Garmisch-Partenkirchner Kreisboten:


23.07.2004: "Der Anfang vom Ende V"
Bald nach der Hochzeit zieht Ingeborg Hoffmann in die Ainmillerstraße 13 zu Michael Ende und seiner Mutter Luise. Aufgrund von Spannungen zieht Luise Ende aber dann in die Elisabethstraße um. Am 27. Dezember 1965 stirbt der Vater Edgar Ende nach seinem zweiten Herzinfarkt, einen Tag nachdem Michael seinen Vater noch in dem alten Schulhaus in Netterndorf besucht hatte. Neben der Trauer um seinen Vater musste er sich nun auch noch um die Erbschaft kümmern, denn als Alleinerbin hatte sein Vater seine Lebensgefährtin Lotte Schlegel eingesetzt. Michael Ende setzte schließlich doch den Erbteil für seine Mutter durch, die lange Jahre den Lebensunterhalt der gesamten Familie bestritten hatte. 1966 erwirbt Michael Ende ein 1415 erbautes Schloß in Valley im Mangfalltal. Nach mehreren intensiven Umbauarbeiten, bei denen er und Ingeborg ihr gesamtes Vermögen investieren, können sie 1968 endlich alle einziehen: In der Zwischenzeit wird 1967 seine Tragikomödie "DIE SPIELVERDERBER" an den Städtischen Bühnen in Frankfurt uraufgeführt. Das Theaterstück wird gnadenlos verrissen und daraufhin auch von keinem anderen Theater nachgespielt. Michael Ende experimentiert weiter und 1969 erscheint sein Sprachspielbuch "DAS SCHNURPSENBUCH" als eine Sammlung von Rätseln, Nonsense-Gedichten und Zaubersprüchen. Das Schloß, der neurenovierte Besitz, ist in den Wintermonaten so ungemütlich kalt, dass sie es 1971 wieder verkaufen. Ein jahrelanger Rechtstreit mit dem Käufer ist die Folge. Auf den Rat der Schriftstellerin Luise Rinser ziehen die Endes nach Italien. Das "Haus Einhorn", wie sie es nennen, mit seinem 3000 m² großem Olivenhain liegt in Genzano, 25 Kilometer südlich von Rom. Hier wohnen sie nun mit ihren Tieren: Hunde, Katzen und Schildkröten. Michael Ende genießt seine Zeit in Genzano di Roma und den regen Austausch mit seinem Nachbarn Gustav René Hocke, dessen Buch "DIE WELT ALS LABYRINTH" schon sein Vater als Schlüsselwerk für die phantastische Kunst und Literatur bezeichnet hatte. Durch sein Leben in Italien und der regen Teilnahme an literarischen Zirkeln, erhält er einen neuen Blick auf sein Heimatland und intensiviert seine Arbeit für ein bereits fünf Jahre ruhendes Buchprojekt, das er damals dem WDR als Fernsehfilm vorgeschlagen hatte und von diesem als zu kritisch abgelehnt wurde, nämlich: "MOMO".

Von Franz Wörndle