Presseartikel

aus dem Garmisch-Partenkirchner Kreisboten:


04.09.2004: "Eine 'phantastische' Ausstellung"
Einer besonderen Vater-Sohn-Beziehung nachgespürt: Edgar Ende und Michael Ende im Focus der Ausstellung

GAP - Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer schlagen ihr Domizil für drei Monate in Garmisch-Partenkirchen auf. Weil ihr Erfinder, der Schriftsteller Michael Ende vor 75 Jahren unterhalb der Zugspitze geboren wurde, stellt die Augsburger Puppenkiste die Marionetten als Leihgaben für eine Ausstellung in der Galerie des Marktes zur Verfügung. Momo und Bastian aus der "Unendlichen Geschichte" sind ebenfalls mit dabei.

Initiator der Ausstellung ist die "Phantastische Gesellschaft", dessen Vorsitzender, Georg Büttel, sagt: "Mit dieser Ausstellung dokumentieren wir die bayerischen Wurzeln und das kosmopolitische Leben Michael Endes. Wir fragen, was von einem Menschen neun Jahre nach seinem Tod übrigbleibt, wenn sein Leben allmählich aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit erlischt." Fabelwesen tummeln sich in Garmisch-Partenkirchen. Die Figuren des Multitalents Bruno Weber begleiten die Besucher durch den Garmischer Kurpark zur Ausstellung; vorbei an einer Linde, die Michael Ende einmal pflanzte, und phantasievollen Blumenrabatten, angelegt von den Gemeindegärtnern. Schritt für Schritt verwandelt sich die reale Welt in eine Sphäre, in der Natur und Phantasie ineinander fließen. Durch einen Tunnel geht es mitten hinein in Michael Endes Familiengeschichte.

Die Ausstellung erzählt von der Mutter, Luise Bartholomä, die in Garmisch einen Laden für arabische Spitze und Edelsteine führte. Es wird von Michaels schwieriger Geburt berichtet, von seiner Zeit als Bub in der Marktgemeinde, und wie er einmal von seinem Vater vor einer heranbrausenden Eisenbahn gerettet wurde...

Dann der Weg über die Brücke in das Spiegelkabinett und die Dunkelkammer. Der Kurator der Ausstellung, Roman Hocke: "Michael Ende war nach dem Krieg der Wegbereiter für andere Kinderbuchautoren. Viele Schriftsteller vor ihm behandelten die Kriegs- und Nachkriegszeit. Michael Ende war der erste, der begann, phantasievolle Geschichten und Märchen aufzuschreiben. Er hat damit die Herzen von Millionen kleiner und großer Leser erobert."

Die Grundlagen dazu legte der Vater: Der surrealistische Maler Edgar Ende hatte eine eigenartige Methode seine Studien zu entwickeln. Stundenlang sperrte er sich in sein stockdunkles Atelier ein. Mit einem Stift, auf dem er eine kleine Taschenlampe montiert hatte, machte er seine Skizzen. Konnten diese Entwürfe bei Tageslicht bestehen, fertigte er daraus seine Zeichnungen und Bilder. Diese Arbeiten ließ er dann tage- und manchmal auch wochenlang stehen. Er sagte einmal: "Ich muss ein Bild zu Ende sehen."

Natürlich nehmen während des Ausstellungsspaziergangs durch das Leben und Werk Michael Endes seine Bücher den breitesten Raum ein. Roman Hocke bedauert es allerdings, dass es nicht gelungen ist, zu jedem Titel alle international erschienenen Übersetzungen zu besorgen. Mit "Momo" und der "Unendlichen Geschichte" wollte Michael Ende - so Roman Hocke - gegen die Bedeutungslosigkeit der Welt antreten. Das Nichts, das "Phantásien" in "Die unendliche Geschichte" zu schlucken droht, empfand Michael Ende als eine reale Bedrohung für die Gesellschaft.

Ergänzt wird die Ausstellung im sogenannten "Bergwerk der Bilder" durch zeitgenössische Künstler, die mit Gemälden und Skulpturen das von Michael Ende erträumte Phantásien immer wieder neu erfinden; drei Beispiele - der 74jährige Wiener Ernst Fuchs zählt zu den bekanntesten Vertretern der phantastischen Gegenwartskunst. Hans Ruedi Giger gilt als Popstar der phantastischen Kunst. Für seine Alien-Figuren aus dem gleichnamigen Science-Fiction Film erhielt er 1978 einen Oskar. Der Isnyer Friedrich Hechelmann sieht sich als "Dolmetscher des Schönen" und ersinnt Wunschbilder für eine bessere Welt von morgen. Die Ausstellung "Der Anfang vom Ende" ist in der "Galerie des Marktes" im Kurpark von Garmisch zu sehen; tägliche von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt 5 Euro.

Von Günter Bitala